Unsere Lippaer Landsleute waren und sind in ganz Deutschland, Banat, Österreich und Amerika verstreut. Um sich für die Belange der Landsleute einzusetzen, um eine Verbindung zwischen Landsleuten aufrecht zu erhalten, um Sitten und Bräuche, Traditionen zu wahren, wurde am 17. Mai 1987 in Rastatt, im Gasthaus "Zum Löwen", die HOG Lippa gegründet. Hierfür brauchte und braucht man Landsleute, die sich uneigennützig, ehrenamtlich engagieren für die unsere Gemeinschaft einen hohen Stellenwert hat.
Das Städtchen Lippa (rum. Lipova) liegt im Westen Rumäniens, an den Ufern des Flusses Marosch, 32 km von der Kreisstadt Arad und 65 km von Temesvar (rum. Timişoara), im Nordosten des Banates.
Die Spuren der Geschichte von Lippa führen weit zurück über Römer und Daker bis zur vorgeschichtlichen Zeit. Im Mittelalter wurde eine vorübergehende Blütezeit verzeichnet, bedingt durch die strategisch und verkehrspolitisch wichtige Lage an der Pforte zu Siebenbürgen. Der Ort war zu einer Festung ausgebaut, das nördliche Maroschufer wurde von der mächtigen Schoimoscher Burg bewacht. König Karl Robert von Anjou ließ in Lippa im Jahre 1325 eine Kirche und 1332 ein Franziskanerkloster erbauen. Die Gründung der ersten katholischen Pfarrei wird mit dem Jahre 1327 angegeben. Zu dieser Zeit soll hier auch eine Münzprägestätte existiert haben, denn 1344 wird die Lippaer Mark erwähnt.
Nach der Eroberung durch die Türken im Jahre 1552 kam für die Stadt, wie für das gesamte Banat ein anderthalb Jahrhundert dauernder wirtschaftlicher und kultureller Niedergang. Die Bevölkerung samk durch Ausrottung und Flucht auf ein Minimum. Die kirchlichen Einrichtungen waren fast völlig zusammengebrochen. Die Lippaer Klosterkirche wurde zerstört, die Mönche ermordet.
Dem Habsburgerreich sollte es vorbehalten bleiben, für den Wiederaufbau des verkommenen Landes zu sorgen. Infolge des 1718 geschlossenen Friedens von Passarowitz wurde das schon 1716 durch die Reichstruppen unter Prinz Eugen von Savoyen eroberte Banat Österreich zugesprochen. Es war unmittelbar der Wiener Hofkammer unterstellt und wurde zum kaiserlichen Kronland erklärt. Temeschburg (Temesvar, Timişoara) erhielt den Regierungssitz der neuen Provinzverwaltung. Als eine der ersten Maßnahmen wurde eine Verwaltungsreform vollzogen, durch welche man das Banat in 12 Distrikte einteilte. Lippa bekam dabei den Sitz einer Verwaltungseinheit und wurde Distrikthauptstadt.
Um den wirtschaftlichen Aufschwung des Banates zu ermöglichen wurde mit der Förderung des Handwerks und der Landwirtschaft begonnen.Den Weg dazu sah man nur in intensiven Ansiedlungsaktionen aus den westlichen katholischen Reichsländern. Neben der einheimischen, überwiegend rumänischen Bevölkerung wurde Lippa in der ersten Hälfte des 18. Jh. von Handwerkern aus den österreichischen Erbländern und von Bauern aus dem Südschwarzwald und dem Odenwald besiedelt (1722 - 1726 und 1736 - 1738). Im Zuge der theresianischen (1763 - 1771) und der josephinischen (1782 - 1887) Kolonisation kamen dann noch Siedler aus Frankreich, dem Odenwald, der Pfalz, aus Lothringen und Luxemburg hinzu.
Nach 62jähriger Zugehörigkeit zu Österreich wurde das Banat an Ungarn angeschlossen. Im Jahre 1849, nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution, wurde das Banat, innerhalb der Verwaltungseinheit Wojewodschaft Serbien und Temescher Banat" erneut Wien unterstellt. Aber 1860 wurde es wieder Ungarn einverleibt bis zum Ende des ersten Weltkrieges. Diese Zeitspanne war für die deutsche Bevölkerung durch die verschärften Magyarisierungsbestrebungen der ungarischen Obrigkeit gekennzeichnet. Im Friedensvertrag von Trianon (1920) wurde Lippa zusammen mit dem östlichen Teil des Banates an Rumänien abgetreten und heißt seitdem offiziell Lipova. Der deutsche Bevölkerungsteil jedoch, der zwischen den Kriegen noch einen beachtlichen und kulturellen Aufschwung erlebte und im Jahre 1940 durch eine Personenanzahl von 2015 einen Anteil von über 32% der Gesamtbevölkerung erreichte, ging nach 1945, wie im gesamten Banat, stetig zurück und geht seinem Ende entgegen.
Die Bevölkerungsstruktur entwickelte sich im Laufe des 19. und Anfang des 20. Jh. zu einem "Multikulturellem Gebilde". Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte eine Erstarkung des rumänischen Bevölkerungsanteils auf über 90%. Die Kriegsfolgen und die verdeckte Assimilierungspolitik der rumänischen kommunistischen Machthaber haben den Untergang der deutschen Ortsgemeinschaft verursacht.
Die Folgen nach dem Krieg: Ein großer Teil aus der Deutschen Armee kommt in Gefangenschaft und bleibt nachher in Deutschland.
Januar 1945: Verschleppung in die Sowjetunion aller Jugendlicher und Männer von 16 bis 45 Jahren und aller Mädchen und Frauen von 17 bis 35 Jahren. Gleich allen Deutschen Rumäniens, leisten 315 Lippaer von Januar 1945 bis Dezember 1949 unter unmenschlichen Bedingungen "Wiederaufbau-Arbeit" in den Kohlengruben des Donez-Beckens. Die traurige Bilanz nach 5 Jahren: 30 Personen sterben in Russland, viele sterben daheim an den Folgen. Die Überlebenden sind alle seelisch fürs restliche Leben krank.
Sommer 1945: Enteignung des Besitzes der Deutschen im Banat. Durch das Agrarreformgesetz 1945 enteignen die neuen Machthaber allen Deutschen den landwirtschaftlichen Besitz - insgesamt über 3200 Joch (ca. 2000 ha) -, das Vieh, Geräte und Maschinen. Die Bauern werden zu Taglöhnern gemacht, die Handwerker müssen ihren selbständigen Beruf aufgeben, Kleinunternehmer, Kaufleute, Mühlenbesitzer werden enteignet u.v.a. mehr.
Die kommunistische Herrschaft in den Jahren danach führte zu materieller und geistiger Not des gesamten Landes. Besonders aber haben die Deutschen als Minderheit zu leiden. Es folgt das Ende der Deutschen Gemeinschaft in Lippa, als ein unumkehrbarer Prozess dessen Anfang in den Jahren des Krieges liegt und nun allmählich zu Ende geht. Heimkehr in das Land der Ahnen war für die Meisten der einzige Ausweg. Über 1200 Lippaer Landsleute sind als Aussiedler nach Deutschland gekommen und haben hauptsächlich in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland eine neue Heimat gefunden.
Verfasst von Matthias Schieß (ehemaliger Vorstandsvoritzender und Ehrenmitglied)
März 1999